TIM BERRESHEIM. 2003-2015
Tim Berresheim. 2003-2015
25. Oktober 2015 – 10. Januar 2016 Ludwig Forum für Internationale Kunst, Jülicher Str. 97-109, Aachen
Frappierender als die Präzision der alten Meister: Der Aachener Künstler Tim Berresheim erzeugt mit seinem Rechner simulierte Kunstwelten in einer Bildsprache, die sich aus dem Spannungsfeld von High-End-Computertechnologie und der Befragung der eigenen Lebenswirklichkeit speist. Stets verfolgt er das Ziel, mit aktuellster Technik etwas radikal Neues zu kreieren. Er schafft Computerbilder, Fotografien oder Siebdrucke bis hin zu ganzen Rauminstallationen, die Stillleben, Raumillusionen und Zukunftsvisionen darstellen und in denen der Betrachter sich in Raum und Zeit verlieren kann.
Als die Kunstwissenschaftlerin Svetlana Alpers Anfang der 1980er Jahre aufdeckte, dass die großen niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts optische Hilfsmittel zur Herstellung ihrer Bilder verwendet hatten, war der Widerstand unter den traditionellen Kunsthistorikern groß. Vermeer sollte sich einer camera obsura bedient haben? Carel Fabritius, der Rembrandt-Schüler, sollte ein Weitwinkel-Objektiv zur Konstruktion einer Straßenszene eingesetzt haben? Der Einsatz von Technologie war unter Connaisseuren verpönt. Erst recht die Erkenntnis, dass aufgeschnittene Zitronen in Stillleben nicht ausschließlich eine göttliche Mahnung an die Vanitas sind, sondern auch auf medizinisches Sezieren verweisen, und dass holländische Flachlandschaften durchaus eng mit den kartographischen Projektionen von Gerhard Mercator oder Willem Blaeu verbunden sind. Alpers holte die Meistermaler aus dem Elfenbeinturm, in den sie von Experten späterer Jahrhunderte gesteckt worden waren, und nannte sie – mit großer Hochachtung vor ihrem technischen Können – ‚Bildermacher‘.
Tim Berresheim ist ein Bildermacher 2.0. Mit der Technik des Renderings, das physikalische Prozesse simuliert und dreidimensionale Strukturen wiedergeben kann, komponiert er synthetische Räume, in denen er immer wieder in der Wirklichkeit Unvereinbares zusammenzwingt. Doch sind die errechneten Bildwelten stets plausibel. So entstehen Gebilde, die trotz ihrer surrealistischen Kombinatorik wahrscheinlich wirken, präzise Kompositionen, die im Hinblick auf Detailreichtum, Raumanordnung und Ausleuchtung eine höchst realistische Anmutung haben. Das Ergebnis sind außerordentlich prägnante, eigenwillige, nicht selten rätselhafte Bilder.
(Pressetext Ludwig Forum)