Condition Tidiness. Rude.

Condition Tidiness. Rude.
Patrick Painter Inc
Santa Monica, 2009

Neben den Bühnen- und seriellen Perückenfotografien umfasste ‚Condition Tidiness (Rude)‘ Leuchtkästen mit höchst immanenten Stillleben (Stichwort Fake), überdimensionale, zu Bowlingkugeln verformte Interieurfotos und, im doppelten Sinne, massive Arbeiten auf Holz.

Diese bahnbrechende Ausstellung hatte den Umfang einer Mid-Career-Retrospektive, nur mit dem Unterschied, dass sowohl einzelne Werkgruppen als auch technische Verfahren zuvor noch nie zu sehen waren.

In einer Phase, in der Wiedererkennungswert (aufmerksamkeits-) ökonomisch Erfolg versprach, war das ein gewagter Schritt. Und wenn gerade ‚die Wiedererkennbarkeit als Gütesiegel der Kunst‘, wie Markus Metz und Georg Seeßlen schreiben, ‚den Zugang zur Utopie verwehrt‘, dann war diese überbordende Präsentation ein eindrucksvolles Plädoyer für das Öffnen dieses Zugangs. Dabei wurden an einigen Stellen liebgewonnene Sehgewohnheiten und Kategorisierungen über den Haufen geworfen. Es sei nur an die ‚Condition Tidiness (Rude) Wood‘ Arbeiten erinnert, die mit ihren dick in Lack auf Holz aufgetragenen, hoch komplexen Haarformationen das Niemandsland zwischen Gemälde und Relief betreten und vom Abschied von der mythisch überhöhten künstlerischen Handschrift künden. Letzteres gilt auch für eine Gruppe von Leuchtkästen, die im Zuge der Gestaltung der Maybach ‚Art Cars‘ entstanden sind und einen Ingenieurs-/Künstlerdarsteller vor Liniengebilden zeigen, die sich im Raum schwebend von diesem längst emanzipiert haben.

Wolfgang Brauneis – aus ‚Throwing Signs – 2003-2015‘